Man kennt vielleicht die Schauergeschichten, wenn man unischwarze Fahrzeuge aufbereiten muss. Wir hatten die Ehre uns um ein solches unischwarzes Porsche der G Modell zu kümmern – ein wunderschönes historisches Fahrzeug. Es ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass so ein Auto über doppelt so alt ist wie unsere Firma – und die gibt es immerhin fast 20 Jahre! Wir greifen etwas vor: Die Bedenken bez. der sensiblen Farbe haben sich in diesem Fall nicht bewahrheitet!
Bei der Besichtigung durfte Tommi selbst ran und sich ein Bild vom Zustand verschaffen. Da das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt verschmutzt war, konnte keine eindeutige Bewertung des Zustandes gemacht werden. Den Auftrag zur Aufbereitung erhielten wir dennoch! In diesem Zuge wurde mit dem Kunden vereinbart, dass wir ihn, wenn er den Porsche zu uns bringt, nach der Wäsche kontaktieren und über den finalen Lackzustand und unsere Empfehlungen in Kenntnis setzen.
Gesagt – getan. Nachdem der Porsche in unseren Händen war, ging es an die obligatorische Handwäsche und Oberflächenreinigung mithilfe spezieller Lackknete. Für die Wäsche haben wir den „Incredimitt“ Waschhandschuh von Microfiber Madness und als Shampoo das „Reset“ von Carpro verwendet.
Nachdem wir mit der Wäsche und dem Kneten fertig waren, ging es hoch hinaus auf unsere Hebebühne. Jetzt haben wir wie vereinbart den Zustand des Lackes noch einmal genauer unter die Lupe genommen und konnten somit eine sachgerechte Aussage treffen, welche Behandlung wir für das Fahrzeug empfehlen würden. Aus unserer Sicht war das neu lackierte G-Modell teilweise nur leicht, an anderen Stellen stärker verkratzt. Dies erscheint bei Unischwarz im entsprechenden Strahler Licht immer zunächst wesentlich schlimmer, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.
Vorher Bilder
Daher wurde mit dem Besitzer besprochen, dass wir, wenn möglich, im sogenannten Einstufen-System bleiben, was konkret einen Poliergang mit einer Politur mittlerer Stärke bedeutet. Für stärker verkratzte Bereiche hatten wir die Freigabe, diese entsprechend mit weiteren, schärferen Poliergängen zu bearbeiten. Insbesondere bei teilweise vorhandenem Originallack gilt für uns immer Lackerhalt als oberste Priorität.
Passend zu dem Thema haben wir den Lack komplett mit unserem Nexdiag NexPTG Professional Messgerät durchgemessen und unserem Kunden das Protokoll nach der Aufbereitung übergeben. Uns wurde im Voraus bereits mitgeteilt, dass diverse Bauteile nachlackiert wurden. Dies spiegelten die gemessenen Klarlack Werte, im Bereich von 100-1000 müh, auch wider.
Wir sind an verschiedenen Stellen Testspots gefahren, um die beste Kombination aus Politur und Polierpad herauszufinden. Wir erhielten umgehend die Bestätigung unseres ersten Eindrucks, dass wir hier über weite Strecken im erwähnten „Onestep Verfahren“ bleiben können. Das Uni schwarz war hier überraschend zahm – in aller Regel ist hier neben dem mittelstarkem Poliergang auch ein sogenannter Finish-Durchgang nötig, um ein makelloses Ergebnis zu erzielen. Aber manchmal wird man positiv überrascht und schont dabei den Geldbeutel des Kunden.
Einige Bauteile erforderten aber dann doch stärkere Waffen, weshalb wir punktuell mit Mikrofaser Pads gearbeitet haben. Hier waren die Defekte teilweise doch recht tief. Nach jedem Bauteil wird zusätzlich mit einer Scangrip Sunmatch 3 Lampe das Polierergebnis überprüft und ggf. nachgearbeitet. Im Heckbereich des Porsche entdeckten wir (vermutlich von der Lackiererei) leichte Schleifspuren im Lack, die natürlich ebenfalls beseitigt wurden.
Worauf man sich bei einer uni schwarzen Lackierung freuen kann, dass man am Ende der Aufbereitung wie vor einem echten Spiegel steht. Da vergisst man dann, wie unfair so ein spezieller Lack für uns Aufbereiter sein kann.
Für das Porsche-G-Modell, welches wie man vermuten kann als saisonales Schönwetter-Fahrzeug eingesetzt wird, kam standesgemäß nur ein Wachs infrage. Hier ließ uns der Besitzer freie Hand bei der Auswahl. Um das schöne Finish des Wagens nicht noch zu versauen (Wolkenbildung im Lack ist hier z.B. ein Risiko), haben wir ein paar Wachse auf Lackverträglichkeit geprüft. Am Ende entschieden wir uns für das Vonixx Blend, welches eine Mischung aus Synthetik und Carnaubawachs ist und neben einer guten Haltbarkeit auch ein wunderbares Lackbild abgibt.
Nachher Bilder
Es war mal wieder schön, einen so zeitlosen Klassiker aus Zuffenhausen in der Aufbereitung zu haben. Alte Fahrzeuge haben generell ein besonderes Flair, allein dieser einzigartige Geruch im Innenraum ist immer etwas Besonderes…
Der Porsche wurde bei bestem Wetter einem überglücklichen Besitzer übergeben. Auch wir waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn mit erhöhtem Aufwand und größerem Lackabtrag sicherlich noch weitere Lackdefekte hätten beseitigt werden können. Aber auch wenn wir wahrhaftig keine Freunde des Lieblingswortes „Patina“ sind, so muss ein historisches Fahrzeug nicht makellos sein! Historie bedeutet etwas erlebt zu haben und so etwas hinterlässt eben gewisse Spuren. Das bedeutet aber nicht, dass man dann solche tollen Fahrzeuge unter dem Deckmantel der „Patina“ verkommen lassen muss 😉